Markus Tanner
Seit 150 Jahren leistet der STV Wittenbach einen Mehrwert.
Kleider und Spielsachen können in Gossau auch über die digitale Kinderbörse gekauft oder veräussert werden. Symbolbild
Vor acht Jahren eröffnete Seraina Thürlemann eine WhatsApp-Gruppe, um aus Gründen der Nachhaltigkeit Kinderkleider und Spielsachen mit befreundeten Familien auszutauschen. Inzwischen haben die Chats über 1'000 Mitglieder, die rege Artikel rund um das Familienleben kaufen und verkaufen.
Kinderbörse «Ich habe 2016 einige Kolleginnen gefragt, was sie von einer digitalen Kinderbörse halten. Nachdem das Feedback durchwegs positiv ausfiel, habe ich eine entsprechende WhatsApp-Gruppe eröffnet», erinnert sich Seraina Thürlemann. So hätten sie untereinander Kleider, Spielsachen oder auch andere Artikel gekauft und verkauft. «Mit der Zeit stiessen immer mehr Leute dazu, bis die Gruppe das damalige Limit von 256 Personen erreicht hatte», erzählt Thürlemann. Deshalb hätten sie 2018 eine Unterteilung in zwei und später in weitere Gruppen vorgenommen. Mit Bea Looser konnte die Gründerin damals eine weitere Administratorin dazugewinnen. Inzwischen sind über 1’000 Personen einer der sechs bestehenden Gruppen beigetreten. Zusammengezählt haben die Chats fast 2'500 Mitglieder, da viele Personen in mehreren Gruppen vertreten sind. Fünf Chats sind nach Alter von der Baby-/Schwangerschafts- bis zur Teenagergruppe unterteilt. Der sechste Chat dient als Familienplattform dem Austausch unter Eltern, wobei in diesem Gefäss im Gegensatz zu den anderen nichts zum Kauf angeboten werden darf. Mittlerweile sind mit Cornelia Bürgi und Anne Böhm zwei weitere Administratorinnen zum Chat dazugekommen.
Wer dem Chat beitreten möchte, erhält eine sogenannte Handhabung, die einige Regeln für die Nutzung festhält. «Es dürfen beispielsweise nur jene Produkte reingestellt werden, die in der Handhabung aufgeführt sind. Schliesslich soll es sich immer um spezifische Produkte für Kinder oder Familien handeln», erklärt Thürlemann. In der einen Gruppe werden beispielsweise vor allem Baby- aber auch Schwangerschaftskleider angeboten, in den nächsten Alterskategorien zunehmend auch Spielsachen, welche die älter werdenden Kinder nicht mehr nutzen. Dabei wechseln die Gegenstände zu tiefen Preisen die Besitzer. «Der Grundgedanke ist, dass Waren weiterverwendet werden können. Der Erlös ist dabei wie bei physischen Kleiderbörsen zweitrangig», erzählt Thürlemann. Dass die physischen Kleiderbörsen immer früh begannen, war für sie ein entscheidender Grund, eine digitale Alternative ins Leben zu rufen, erinnert sich die Gründerin der «Kinderbörse Gossau und Umgebung». Persönlich habe sie den Chat auch oft genutzt, um für ihre Söhne Kleider zu kaufen und in der Grösse nicht mehr Passendes weiterzugeben. «Das ist zumindest beim Grösseren inzwischen etwas schwieriger geworden, weil er einen eigenen Geschmack entwickelt hat», erzählt Thürlemann schmunzelnd.
Die Mitglieder der Chatgruppe können eigenständig Artikel zum Verkauf anbieten, wobei nicht den Regeln entsprechende Einträge von den Administratorinnen gelöscht werden. «Wer etwas verkaufen will, muss seinen Namen und Wohnort bekannt geben. Ausserdem sollten die Gegenstände in einem guten Zustand sein. Wenn ein Artikel beispielsweise einen kleinen Schaden hat, sind die Mitglieder angehalten, darauf hinzuweisen», erklärt Thürlemann. Bei Kleidern ist auch die Grösse anzugeben. Ausserdem bestimmen die Verkäufer selbst die Preise. Das habe bisher fast immer gut funktioniert. «Vereinzelt mussten Leute daran erinnert werden, dass es Sinn und Zweck des Chats ist, günstig Produkte zu erwerben oder zu verkaufen», erzählt die Betreiberin. Den Wohnort müssen die Teilnehmenden angeben, damit potenzielle Käufer den Fahrtweg abschätzen können, um einen Gegenstand abzuholen. Wer etwas kaufen möchte, meldet sich beim Verkäufer über eine private Nachricht. «So wird der Chat nicht überhäuft mit Mitteilungen», sagt Thürlemann. Wer ein Objekt verkauft hat, markiert dieses mit einem roten Kreuz im Chat. So ist für alle klar, dass es nicht mehr zu haben ist.
Seit diesem Frühjahr können die fünf Chats auch genutzt werden, um für einen Anlass oder eine Dienstleistung zu werben. Die Bekanntmachungen müssen jedoch immer einen Bezug zum Familienleben haben. «Wenn beispielsweise eine Hebamme ihre Dienstleistung anbieten möchte, kann sie dies bei uns im Chat kundtun», erzählt Thürlemann. Auch Lehrpersonen, die Nachhilfeunterricht anbieten oder Spielgruppen könnten beispielsweise ihr Angebot bewerben. Auch Unternehmen oder Vereine sind willkommen, wenn sich ihre Angebote an Eltern und Kinder richten. Wer seine Dienstleistung anbieten oder auf einen einzelnen Anlass aufmerksam machen möchte, bezahlt eine geringe Spesenentschädigung.
Von Tobias Baumann
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