Michelle Kolb
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Experiment gescheitert: Die St.Galler Festspieloper wird künftig nicht mehr ausserhalb der Stadt St.Gallen aufgeführt.
Nachdem die St.Galler Festspieloper letztes Jahr zum allerersten Mal nicht im St.Galler Stiftsbezirk, sondern auf der Tannenbodenalp auf dem Flumserberg aufgeführt wurde, haben die Verantwortlichen nun entschieden, die Festspieloper künftig nur noch in St.Gallen aufzuführen.
Kultur Im Jahr 2025 feiern die St.Galler Festspiele ihren zweiten runden Geburtstag. Zum Jubiläum wird das Herzstück des Festivals, die Freilichtoper, wieder auf dem Klosterhof des St.Galler Stiftsbezirks aufgeführt. Auf dem Programm steht mit Giacomo Puccinis Tosca ein Klassiker der Operngeschichte. Der Rückzug auf den Klosterhof bedeutet gleichzeitig das Ende einer experimentellen Phase.
Im vergangenen Jahr fand die Festspieloper erstmals nicht auf dem Klosterhof statt. Der Grund: Der Regierungsrat hatte entschieden, die Konzession für den Klosterhof nur noch alle zwei Jahre zu vergeben. Infolge dieser Entscheidung wählte das Team von Konzert und Theater St.Gallen die Tannenbodenalp auf dem Flumserberg als neuen Veranstaltungsort. Die Entscheidung für den Berg hatte auch praktische Gründe, da dort bereits eine bestehende Infrastruktur für grosse Events zur Verfügung stand. Darüber hinaus sollte der südliche Teil des Kantons in das Festspielgeschehen eingebunden werden. Im Juni 2024 wurde auf der Tannenbodenalp mit The Fairy Queen von Henry Purcell zudem erstmals in der Geschichte eine Oper auf dem Flumserberg aufgeführt. Die Aufführungen stiessen bei Publikum und Kritik auf positive Resonanz. Eine Kritikerin des SWR sprach von «Magie» auf dem Flumserberg und lobte die besondere Atmosphäre des Stücks. Doch das Wetter machte den Verantwortlichen einen Strich durch die Rechnung. Von den sechs geplanten Vorstellungen fielen drei buchstäblich ins Wasser, darunter die Premiere. Diese unvorhersehbaren Wetterbedingungen trugen dazu bei, dass Konzert und Theater St.Gallen nach reiflicher Überlegung und Gesprächen mit den Partnern beschlossen, auf den Flumserberg als Spielort zu verzichten.
«Seit wir wussten, dass die Festspieloper in den geraden Jahren einen neuen Standort braucht, war uns klar, dass sich dieser erst etablieren muss und sich dies nicht von heute auf morgen vollziehen wird. Deshalb hatten wir Rückstellungen für die Neukonzipierung der Festspiele getätigt», erklärt Johannes Hunziker, Kommunikationsverantwortlicher bei Konzert und Theater St.Gallen. Die Festspieloper auf dem Flumserberg aufzuführen, sei ein kalkuliertes Risiko gewesen. Obschon Konzert und Theater St.Gallen nach wie vor über gesunde Finanzen verfügen, möchte man den gewählten Weg nicht stur weitergehen, sondern die Festspiele auch unter den neuen Bedingungen in eine gute und stabile Zukunft führen. «Wir haben uns für eine Richtungskorrektur entschieden, weil wir mit den Festspielen nicht dauerhaft Verlust machen können. Zudem wünschen sich die meisten Leute, mit denen wir sprechen, ein Festspielkonzept innerhalb der Stadt St.Gallen. Es war uns wichtig, darauf einzugehen», so Hunziker. Die Entscheidung sei nach regem Austausch mit Verwaltungsrat, Sponsoren, dem Publikum und hausinternen Diskussionen erfolgt. In Zukunft wird die Festspieloper wieder jährlich in St.Gallen aufgeführt – auch in den Jahren, in denen der Klosterhof nicht zur Verfügung steht. Ein neues Konzept für die Festspieloper wird derzeit entwickelt und soll zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben werden. Was die Festspiele 2026 betrifft, gibt es allerdings bereits jetzt eine Rückkehr zu altbekannten Spielorten: Die Tanzveranstaltung findet wieder in der Kathedrale statt.
Selim Jung
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