Vica Mitrovic
über sein Jahr als St.Galler Stadtparlamentspräsident.
Mit ihrem Verein «Hand für Afrika» prägt Agnes Benz seit über 20 Jahren das Leben vieler Menschen im Senegal. Nun hat sie ein Buch veröffentlicht, das berührt und inspiriert. Ein Einblick in ihre Arbeit und eine bewegende Reise.
Veröffentlichung Die Idee eines Buches über ihre Arbeit und ihr Leben liess Agnes Benz lange zögern. «Es gibt doch schon so viele Bücher», entgegnete sie oft, als Freunde und Weggefährten sie dazu ermunterten. Doch der Gedanke liess sie nicht los. Während der Pandemie begann sie schliesslich, ihre Erfahrungen und Erlebnisse niederzuschreiben. Die Umsetzung stellt sich als anspruchsvoll heraus, weshalb sie sich professionelle Unterstützung suchte. Die Zusammenarbeit mit einer Ghostwriterin erwies sich als Glücksgriff. Gemeinsam entstand ein Buch, das nicht nur ihre persönliche Reise, sondern auch die Geschichte des Vereins «Hand für Afrika» einfängt und das sowohl inspiriert als auch Mut macht. «Es war ein intensiver Prozess, voller Gespräche, Recherchen und Rückblicke», beschreibt Benz. «Plötzlich lag mein Leben buchstäblich wie ein offenes Buch vor mir.» Im November letzten Jahres fand die Buchvernissage statt. Die anfängliche Skepsis, ihre Lebensgeschichte öffentlich zu machen, wich schnell der Freude über das Ergebnis. «Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, das eigene Buch in den Händen zu halten», erzählt Benz, sichtlich bewegt. Besonders ihre Familie teilt den Stolz: «Meine Kinder und Enkel sind begeistert, und die positiven Rückmeldungen zeigen, dass sich die Mühe gelohnt hat.»
Nur wenige Tage nach der Buchvernissage reiste Benz erneut in den Senegal. Diese Reisen sind das Herzstück ihres Engagements und ermöglichen es ihr, Projekte vor Ort zu betreuen und neue Ideen zu entwickeln. Mit einer gespendeten Heimorgel aus Engelburg im Gepäck reiste Agnes Benz nach Ngascop, um das Instrument in einer Kirche aufzustellen. Dort ereignete sich ein Moment, der alle Anwesenden tief berührte: Ein junger Mann setzte sich an die Orgel und begann zu spielen. Spontan stimmten einheimische Frauen ein Lied an, und es entstand ein kleines Konzert. «Es war einer dieser magischen Augenblicke, die zeigen, dass man nicht nur gibt, sondern genauso viel zurückbekommt», berichtet Benz. Die Spenderin der Orgel war zu Tränen gerührt, als sie das Video dieses spontanen Konzerts erhielt. Ein weiteres Projekt war der Einbau einer neuen Küche in einem Konferenzzentrum, das Benz schon im Januar 2024 besucht hatte. Zwei Schreiner aus der Schweiz, darunter der Neffe der Ghostwriterin, halfen mit, die von einem Schweizer Küchenbauer gesponserte Einrichtung zu installieren. «Die Freude und Dankbarkeit vor Ort waren unbeschreiblich», erzählt Benz.
Die Wurzeln des Vereins reichen ins Jahr 2000 zurück. Eine scheinbar zufällige Begegnung mit dem senegalesischen Abbé Amboise veränderte das Leben von Agnes Benz nachhaltig. Der Geistliche erzählte von den Herausforderungen in seiner Heimat und weckte in Benz das Bedürfnis zu helfen. Bald darauf vermittelte sie die ersten Patenschaften für Kinder und gründete gemeinsam mit ihrem Mann Kurt den Verein. Heute unterstützt «Hand für Afrika» zahlreiche Projekte in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Ernährungssicherheit. Die Arbeit hat nicht nur das Leben vieler Menschen im Senegal verändert, sondern auch das von Agnes Benz selbst. «Ich habe gelernt, wie viel Zufriedenheit und Lebensfreude in Bescheidenheit liegen können», sagt sie. «Die Menschen im Senegal haben mir gezeigt, dass Glück nicht vom materiellen Besitz abhängt.»
Für Benz steht fest: «Hilfe muss nachhaltig sein, um wirklich zu wirken.» Deshalb folgt ihr Engagement einem klaren Prinzip. Hilfe zur Selbsthilfe. Bildung steht im Mittelpunkt. «Nur durch Ausbildung können die Menschen im Senegal langfristig Perspektiven entwickeln und ihre Lebenssituation verbessern», erklärt sie. Die senegalesische Verwaltung der Missionsschulen spielt eine zentrale Rolle bei der Auswahl der Projekte. Sie entscheiden, wo Hilfe am dringendsten benötigt wird, und wenden sich dann mit konkreten Anfragen an den Verein. So wird gewährleistet, dass die Hilfe zielgerichtet und effektiv ist.
Der Verein ist längst zu einer Herzensangelegenheit der gesamten Familie Benz geworden. «Meine Familie hat mir die Kraft gegeben, durchzuhalten», betont Agnes Benz. Ohne ihre Unterstützung wäre vieles nicht möglich gewesen. Mit Blick auf die Zukunft plant das Ehepaar Benz eine Stabsübergabe im Jahr 2026. Die Hoffnung: Der Verein möge auch in den nächsten Generationen bestehen und die Lebensbedingungen der Menschen im Senegal nachhaltig verbessern. «Ich wünsche mir, dass das Feuer, das in mir brennt, auch in der nächsten Generation weiterbrennen darf», sagt Benz. Für Agnes ist ihr Engagement mehr als nur eine Aufgabe – es ist eine Lebensphilosophie. Deshalb steht für sie fest, dass alle etwas bewegen können. «Es braucht nicht viel, um Gutes zu tun», betont sie. «Es geht darum, füreinander einzustehen und sich gegenseitig zu unterstützen.» Dabei folgt sie stets ihrer inneren Stimme und ermutigt andere, dasselbe zu tun. Mit ihrem Bruch, den Projekten im Senegal und der Arbeit von «Hand für Afrika» zeigt sie, wie Mitgefühl und Entschlossenheit die Welt ein Stück besser machen können. «Ich wünsche mir, dass mein Buch möglichst viele Menschen anregt, das Gute in die Welt zu tragen», resümiert Benz, deren Buch für 29.80 Franken in allen Buchhandlungen erhältlich ist und eine Geschichte erzählt, die Herzen berührt.
Von Benjamin Schmid
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