Markus Tanner
Seit 150 Jahren leistet der STV Wittenbach einen Mehrwert.
Der Stadtrat spricht sich für die Integration der Stadtbibliothek in die Stadtverwaltung aus. Archivbild
Für die Integration der Stadtbibliothek in die Stadtverwaltung rechnet der Stadtrat mit jährlichen Mehrkosten von rund 90'000 Franken. Aufgrund der geplanten internen Vollkostenrechnung beantragt der Stadtrat insgesamt einen jährlich wiederkehrenden Kredit von knapp 120'000 Franken.
Parlament «Dass der Verein die Bibliothek aufgrund der beschriebenen Entwicklung nicht mehr tragen kann, bedauert der Stadtrat sehr, zumal die Mehrkosten unerfreulich sind, nicht nur in der aktuellen Finanzsituation der Stadt. Dennoch unterstützt der Stadtrat mit grosser Überzeugung das Vorhaben zur Integration der Bibliothek», schreibt der Stadtrat in seinem Bericht ans Parlament. Nur so könnten eine Entwicklung und ein kontinuierlicher Betrieb gewährleistet werden. Eine Stadt der Grösse von Gossau brauche ein zeitgemässes bibliothekarisches Angebot. «Alleine die regen Nutzungszahlen sind ein Erfolg und gleichzeitig ein Beleg dafür, dass ein grosses Bedürfnis und eine rege Nachfrage in der Bevölkerung vorhanden sind», heisst es im Bericht weiter.
Die Mehrkosten von 118'050 Franken ergeben sich aus dem budgetierten Verlust von 50'000 Franken für 2024, die der Stadtrat in einem Nachtragskredit bewilligen musste, dem zusätzlichen Aufwandüberschuss für dieses Jahr in der Höhe von 24'000 Franken, der aus den Reserven der Stadtbibliothek finanziert wird, der Anpassung der Besoldung an das Lohnsystem der Stadt Gossau und den internen Verwaltungsleistungen, die neu zu Vollkosten verrechnet werden. Die Lohnanpassung ans städtische Lohnsystem im Sinne der Gleichbehandlung aller Mitarbeitenden der Stadt verursacht Mehrkosten von 14'400 Franken, die interne Verrechnung für Leistungen des Finanzamts, des Personaldienstes, der Informatik und des Facility Managements wird mit 28'000 Franken veranschlagt. Die Dienstleistungen bleiben zwar zukünftig gleich, werden aber wie vom Postulat «Verwaltungsstrukturen und -prozesse optimieren» gefordert, neu zu Vollkosten verrechnet (+ 12'000 Franken). Ausserdem wird die Reinigung neu durch die Stadt übernommen, wodurch die internen Verrechnungen um 32'000 Franken zunehmen, der Sachaufwand aber um 16'000 abnimmt. Aktuell werden für die Stadt jährliche Kosten von 564'700 Franken ausgewiesen, mit den Mehrkosten würden sich diese künftig auf 682'750 belaufen.
Der Stadtrat hat für die zukünftige Organisation und den Betrieb fünf mögliche Varianten prüfen lassen, wie er im Bericht ausführt. Variante 1 sieht die Beibehaltung eines eigenständigen Vereins bei. Eine Erhöhung der Kosten könnte gemäss Analyse allerdings auch in diesem Fall nur durch eine deutliche Reduktion des Angebots für Schule und Bevölkerung verhindert werden. Variante 2 mit einem eigenständigen Verein, aber einer Vollkostenverrechnung der Leistungen, würde gemäss den Berechnungen Mehrkosten von 125'000 Franken auslösen, doch die Entscheidungskompetenzen und die Kostenkontrolle blieben beim Verein. Für die Variante «Separate Schulbibliothek mit Mindestangebot der öffentlichen Bibliothek» rechnet der Stadtrat trotz Angebotsreduktion mit Mehrkosten von 235'000 Franken. Ein Zusammenschluss mit der Stadtbibliothek St.Gallen wurde nicht näher geprüft, nachdem diese auf informelle Anfrage mitteilte, dass sie weder Kapazität noch Interesse an der Übernahme dieser Dienstleistung habe. Bleibt die Integration in die Stadtverwaltung, die für den Stadtrat die klar beste Variante darstellt. So könnten das Angebot und die Dienstleistungen für Schule und Bevölkerung aufrechterhalten werden und die Entscheidungskompetenzen und die Kostenkontrolle lägen neu bei der Stadt. Negativ wertet der Stadtrat einzig die Mehrkosten bei dieser Variante.
Nötig wurde die Prüfung der zukünftigen Organisationsstruktur aufgrund eines Antrags der Mitgliederversammlung des Vereins Stadtbibliothek an den Stadtrat, die Stadtbibliothek in die Stadtverwaltung zu integrieren. Die schwerfällige Vereinsstruktur mit einer Mitgliederversammlung sei für die Bewältigung der gestiegenen Herausforderungen nicht mehr geeignet. Die Aufgaben des Vereins hätten ausserdem in den letzten Jahren aufgrund der höheren Besucherzahlen sowie dem Zusatzauftrag als Schulbibliothek stark zugenommen. Nun liegt es am Parlament, über den Antrag des Stadtrates zur Integration der Stadtbibliothek in die Stadtverwaltung zu entscheiden. Am Dienstag setzte das Parlament an seiner Sitzung eine Vorberatende Kommission unter der Leitung von Roger Pfister (Die Mitte) ein, die sich dem Geschäft annehmen wird.
Von Tobias Baumann
Lade Fotos..