Markus Tanner
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Carlo Maggiorini im Atelier: Das Malen ist seine Leidenschaft. tb
Der Gossauer Carlo Maggiorini präsentiert aktuell in einer Einzelausstellung 54 Bilder aus seinem persönlichen Schaffen. Die grosse Mehrheit davon zeigt Menschen und Landschaften als Aquarelle. Die Ausstellung kann noch bis am 17. November besucht werden.
Kunst «Eine Einzelausstellung in diesem Umfang wird wohl etwas Einzigartiges bleiben. Denn die Vorbereitung benötigte extrem viel Arbeit», erzählt Carlo Maggiorini. Ende des letzten Jahres habe er den Entschluss gefasst, eine solche Ausstellung auf die Beine stellen zu wollen. «Anfangs Jahr habe ich der Galerie am Gleis eine Bewerbung geschickt und die Verantwortlichen haben sich sofort interessiert gezeigt», erinnert sich der Arnegger. 54 Bilder hat Maggiorini nun in der Ausstellung in Uzwil ausgestellt. «Sechs davon konnte ich bereits verkaufen», freut er sich. Da das künstlerische Schaffen seine Leidenschaft und nicht sein Broterwerb ist, habe der Bilderverkauf nicht erste Priorität. «Aber es freut mich, wenn die Bilder den Leuten so gut gefallen, dass sie diese kaufen wollen», erklärt Maggiorini. Zu erwerben sind die meisten Bilder für Preise zwischen 200 bis 400 Franken. In seiner Ausstellung zeigt der Künstler überwiegend Menschen und Landschaften. Zum Titel «Wer ist Heimat?» sagt er: «Für mich war klar, dass es ‘wer’ und nicht ‘wo’ heissen muss, denn es sind die Menschen, die Heimat ausmachen; Familie und Freunde, das persönliche Umfeld.» Entsprechend sind viele Porträts unter den ausgestellten Bildern, darunter auch auf den beiden Grossformatbildern, die 2,5 Meter hoch sind. Einige prominente Sportlerinnen und Sportler wie Roger Federer oder Lara Gut-Behrami finden sich ebenfalls unter den Porträtierten.
Rund zwei Drittel der Bilder sind Aquarelle. Es ist die am häufigsten angewendete Maltechnik Maggiorinis, der von 2016 bis 2023 als Kursleiter Aquarellieren an der Migros Klubschule unterrichtete. Dann kam die Altersgrenze zum Tragen, wobei der bald 72-Jährige immer noch wiederholt als Aushilfe angefragt wird. Ansonsten leitet er in Gossau, Wattwil und online private Workshops. «Dieses Engagement erfüllt mich und bereitet mir sehr viel Freude», erklärt er. Und Maggiorinis Einsatz gefällt auch seinen Schülerinnen und Schülern. Anders ist nicht zu erklären, dass er von einer ehemaligen Klasse in der Klubschule angefragt wurde, ob er sie nicht privat weiter unterrichten würde. Dass er erst im Pensionsalter sein künstlerisches Schaffen intensiviert hat, lag an familiären Vorgaben und wirtschaftlichen Gegebenheiten. «Meine Eltern wollten nicht, dass ich eine Lehre als Grafiker absolviere. Und wäre ich an die Kunstgewerbeschule gegangen, hätte ich mit meinem Beruf damals wohl tatsächlich keine Familie ernähren können», sagt der Mann, der in Oberbüren als Sohn italienischer Einwanderer in einfachen Verhältnissen aufwuchs. Und so machte Maggiorini eine Lehre als Elektriker, bevor er ein Studium in Elektrotechnik und später ein Nachdiplomstudium in Wirtschaft absolvierte. Mit dem Schritt in die Selbstständigkeit erfüllte sich Maggiorini auch auf diesem Weg einen gehegten Traum.
Seinen anderen Traum einer künstlerischen Tätigkeit hatte er eine Zeit lang aufgeschoben, obwohl sich sein Talent bereits in der Schule gezeigt hatte. «Ich habe damals einige Zeichnungswettbewerbe gewonnen», erinnert sich Maggiorini. Doch erst 1992 habe er wieder mit dem künstlerischen Schaffen angefangen. «Ich brauchte damals einen Ausgleich. Der Beruf war hartes Business mit vielen Überstunden», erzählt er. Er habe das Aquarellieren entdeckt und zahlreiche Kurse bei unterschiedlichen Leiterinnen und Leitern besucht, bevor er nach der Pensionierung selbst zum Lehrer wurde. Doch der 71-Jährige malt auch gerne in anderen Techniken: «Ich zeichne und male sehr breit, sowohl was die Techniken als auch die Sujets angeht. Mir kann man alles zum Zeichnen geben», sagt er lachend. Auch Kleinformate, abstrakte Bilder, Tinte- oder Kohlezeichnungen sind in seinem kleinen Atelier, das er sich zuhause eingerichtet hat, zu sehen.
Die Ausstellung in Uzwil ist noch bis 17. November geöffnet. Mit dem bisherigen Besucheraufkommen ist Maggiorini sehr zufrieden. Die Vernissage sei ein schönes Fest gewesen. Heute, am Freitag, am kommenden Mittwoch sowie am Abschlusswochenende wird der Künstler nochmals persönlich an der Ausstellung anwesend sein. An der Finissage können die Käuferinnen und Käufer ihre Bilder abholen. «Und dann beginnt das grosse Aufräumen», sagt Maggiorini mit einem Schmunzeln. Doch sein künstlerisches Engagement wird damit bestimmt noch nicht zu Ende sein – zu gross ist seine Leidenschaft fürs Malen.
Von Tobias Baumann
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