Markus Tanner
Seit 150 Jahren leistet der STV Wittenbach einen Mehrwert.
Fabia Aepli (links) und Dora Fritsche in der Kleiderbörse des Friedegg-Treffs. tb
Äusserst günstig Kleider einkaufen können im Friedegg-Treff nicht nur Personen mit Sozialausweis. Die Betreiberinnen freuen sich über Kundschaft aus der gesamten Bevölkerung. Im Sinne der Nachhaltigkeit erhalten hier Kleider mit einer meist ausgezeichneten Qualität ein zweites Leben.
Friedegg-Treff Fast wie im Laden hängen Hemden in den unterschiedlichsten Farben und mit verschiedenen Mustern in einer Reihe aufgehängt auf den Kleiderhaken. Auf einem Gestell liegen fein säuberlich zusammengelegt T-Shirts und Pullover. Daneben stehen Schuhe, die teilweise nicht von ungetragenen Exemplaren zu unterscheiden sind. «Manchmal erhalten wir Kleider, die noch mit einer Etikette versehen sind», erzählt Dora Fritsche, die gemeinsam mit Ursula Niedermann für die Auslage der Kleider verantwortlich ist. Auch Markenkleider befänden sich unter den abgegebenen Stücken. «Die Kinder sind herausgewachsen, die Leute tragen etwas nicht mehr oder haben neue Kleider gekauft und dann bringen sie die nicht mehr benötigten Klamotten zu uns», erzählt Fritsche. In der Regel würden Kleider in einem sehr guten Zustand abgegeben, ergänzt ihre Kollegin Ursula Niedermann. «Billigware erkennt man schon bei der Annahme. Diese Shirts sind dann halt abgewetzt. Aber die meisten Kleider sind in einem Topzustand», führt sie aus. Verkauft werden Kleider für wenige Franken pro Stück. «Eine Bluse kostet drei Franken, Schuhe und Taschen erhält man für vier Franken», erzählt Fritsche.
Fabia Aepli, die als Vorstandsmitglied für den Friedegg-Treff als Treffpunkt und damit neben der Gaststube auch für die Kleiderbörse verantwortlich ist, erklärt: «Wir führen zwei Preislisten. Die eine ist für Personen mit Sozial- oder Caritasausweis. Alle anderen bezahlen etwas mehr, aber immer noch viel weniger als in einem Secondhandshop.» Der Unterschied liegt jeweils bei zwei bis drei Franken, wie ein Blick auf die Preislisten verrät. Die Kleiderbörse soll denn auch vermehrt von der gesamten Bevölkerung genutzt werden. «Bisher ist noch zu wenig bekannt, dass das Angebot nicht nur für sozial Benachteiligte besteht», erklärt Aepli. In der Kleiderbörse im Friedegg-Treff finde man schöne Waren. «Und ein Verkauf auch an Personen ohne Sozialausweis macht für uns Sinn, denn das so eingenommene Geld fliesst wieder in den Treff», erklärt Aepli. Mehr Kaufinteressenten von ausserhalb seien auch im Sinn eines sozialen Austauschs und der Nachhaltigkeit wünschenswert.
Aktuell werde die Kleiderbörse in erster Linie von jenen Personen genutzt, die sich ohnehin im Treff aufhalten, wie den Ukrainerinnen oder jenen, die für den Gratiszmorgen am Freitag vorbeikommen. «Die Frauenkleider werden deutlich schneller umgeschlagen», sagt Aepli lachend. Während der Flüchtlingswelle 2015, als mehrere junge Syrer und Afghanen oft im Friedegg-Treff anzutreffen waren, sei das auch schon anders gewesen. «Wir haben auf jeden Fall genügend Kleider», stellt Fritsche fest. Es vergehe keine Woche, ohne dass neue Kleider abgegeben würden. Der Friedegg-Treff sei in der Gossauer Bevölkerung sehr gut verankert und die Leute würden an ihn denken, wenn sie etwas abzugeben haben, erzählen die Frauen. Und eine Nachfrage nach günstigen Artikeln bestehe ebenfalls. Das zeige sich auch beim kleinen Flohmarkt, den Aepli auf offenen Gestellen in der Gaststube ins Leben gerufen hat. «Viele Besucherinnen und Besucher steuern als erstes darauf zu und schauen, ob sie etwas brauchen können», erzählt Aepli. Auch die hier angebotenen Dekorations- und Gebrauchsgegenstände werden für wenige Franken verkauft.
«Ich finde es positiv, wenn Kleider weiterverwendet werden und nicht im Abfall landen. Und die Freude in den Gesichtern zu sehen, wenn die Kunden fündig werden, ist sehr erfüllend», erklärt Fritsche zu ihrer Motivation für die Arbeit in der Kleiderbörse. Niedermann ergänzt: «Manchmal sagt eine Person, sie habe nichts gefunden und wir finden doch noch das Passende. Das macht Freude.» Die drei Frauen sind sich einig: Es sind die zwischenmenschlichen Beziehungen, die ihre ehrenamtliche Tätigkeit für den Friedegg-Treff ausmachen.
Mittwoch: 14 - 17 Uhr
Freitag: 8.30 - 10.30 und 14 - 16.30 Uhr
Von Tobias Baumann
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