Markus Tanner
Seit 150 Jahren leistet der STV Wittenbach einen Mehrwert.
Daniel Züger zeigt das Modell der Andwiler Dorfkäserei. tb
Zum 1200-Jahr-Jubiläum der Stadt Gossau ist im Ortsmuseum Andwil seit September eine Ausstellung zu sehen, welche die Beziehung zwischen den beiden Gemeinden auf 16 Thementafeln nachzeichnet. Zudem sind zahlreiche Schriftstücke, Gegenstände und Modelle ausgestellt.
Ortsmuseum Andwil «Man könnte zu jedem der Themen eine eigene Ausstellung machen, so ergiebig sind sie, wenn man sich intensiv mit der Materie befasst», sagt Daniel Züger, Präsident der siebenköpfigen Ortsmuseumskommission. Für die aktuelle Ausstellung hätten sie sich ziemlich «reinknien» müssen, aber es sei auch sehr spannend gewesen. Unterstützung erhielt die Kommission von Norbert Hälg vom Kulturarchiv Gossau. Aus diesem stammen zahlreiche Exponate der Wechselausstellung – so beispielsweise die drei alten Karten von Gossau aus den Jahren 1903, 1925 und 1951. Anhand derer lässt sich nachvollziehen, wie stark die Überbauungen in dieser Zeitspanne zugenommen haben. Geografischer Natur ist auch die Thementafel, die sich mit den postalischen Differenzen beschäftigt. So bestehen heute noch Adressen mit Andwiler Postleitzahl, die sich auf Gossauer Gebiet befinden und umgekehrt. Zwischen den beiden Gemeinden fand einst auch ein Gebietstausch statt: «Der Weiler Fronackeren gehörte als Exklave zu Gossau, bevor er im Tausch gegen das Gebiet Matten an Andwil ging», erzählt Züger.
Weiter berichtet der Kommissionspräsident, dass Arnegg vom Kanton der Gemeinde Gossau zugeschlagen wurde, nachdem sich Andwil gegen eine Aufnahme ausgesprochen hatte. «Die Andwiler wollten ihren Torf nicht mit den Arneggern teilen», berichtet Züger lachend. Der Torfabbau im Andwiler Moos sei für die Entstehung und das Fortbestehen des Dorfes lange von grosser Bedeutung gewesen: «Ohne den Torf würde es Andwil in seiner heutigen Form nicht geben», stellt Züger fest. Neben dem Torfabbau ist auch die Landwirtschaft ein Ausstellungsthema, da diese für beide Gemeinden lange eine grosse Bedeutung hatte. In die Wechselausstellung integriert wurden auch dauerhafte Exponate aus dem Ortsmuseum wie die Schuhmacherwerkstatt oder der Webstuhl. Für den roten Faden durch die Ausstellung, die sich über sämtliche Stockwerke des 1991 eröffneten Museums erstreckt, sorgt ein zum Namen der Ausstellung passendes rotes Seil.
Stark verbunden sind Andwil und Gossau insbesondere über die Schulgemeinde Andwil-Arnegg, erstreckt sich diese doch über beide Gemeindegebiete. Diese Beziehung wird genauso auf einer Thementafel behandelt wie jene der Kirchgemeinde, die auch Andwil und Arnegg umfasst. Eine Verbindung zwischen den Gemeinden besteht auch über das Wasser. Der Andwiler Dorfbach läuft über den Chellenbach in sein Gossauer Pendant. «Früher trieb der Andwiler Dorfbach eine Mühle und eine Säge ein. Im Gossauer Mettendorf wurde das Wasser für ein Kraftwerk genutzt», erzählt Züger beim Blick auf die Karten. Auf den Thementafeln finden sich auch verschiedene süffige Episoden aus der Geschichte, wie ein Zeitungsbericht von 1877, als die Mühle Mettendorf Ort eines Verbrechens wurde. Ein Mühlenachbau befindet sich ebenfalls im Ortsmuseum. Diese wird teilweise für die Besucherinnen und Besucher sogar betrieben. «Sie ist nach wie vor voll funktionsfähig», stellt Züger fest.
Ein spannendes Exponat ist auch der Nachbau der Andwiler Käserei. Das Modell des Gossauer Baumeisters Wilhelm Epper stammt von 1896. Für Züger hat es auch einen emotionalen Wert, da er heute just in diesem Haus lebt, in dem bis 1994 die Käserei betrieben wurde. Das Exponat erhielt das Ortsmuseum von einem Mitglied der Käsereigenossenschaft. Von Epper sind auch Pläne aus dem Kulturarchiv abgebildet, unter anderem Baupläne von 1876 für den Espel als Armenhaus und für den Friedhof Gossau. Die Wechselausstellung ist bis im kommenden März jeden 1. und 3. Sonntag im Monat jeweils von 14 bis 17 Uhr geöffnet. «Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall auch für die Gossauerinnen und Gossauer», stellt Züger fest. Die nächste Gelegenheit dazu bietet sich am kommenden Sonntag, 20. Oktober.
Tobias Baumann
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